Montag, 11. März 2013

Stromtrasse Wahle/Mecklar: Freie Wähler müssen Zahlen vorlegen

Der Göttinger FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Lutz Knopek zeigt sich über die Position der Freien Wähler Südniedersachsen zur 380-Kilovolt-Trasse von Wahle nach Mecklar überrascht. Die Freien Wähler hatten erklärt, die Verkabelung in der Hochspannungsgleichstromübertragungstechnik (HGÜ) sei für kurze Punkt-zu-Punkt-Übertragungen geeignet.

„Mir ist bislang keine seriöse Berechnung bekannt, nach der die dringend benötige Stromtrasse Wahle/Mecklar als Erdkabel in HGÜ günstiger wäre als die geplante Realisierung. Die Freien Wähler sollten ihre Berechnungen offenlegen“, so Knopek. Die neue Trasse ist überwiegend als Wechselstromfreileitung konzipiert. In sensiblen Bereichen wie im Westen Göttingens, wo für eine Freileitung notwendige Mindestabstände nicht eingehalten werden können, wird ein Abschnitt verkabelt.

„Ich gehe davon aus, dass das Wechselstromerdkabel nach dem neuesten Stand der Technik abgeschirmt wird“, so der FDP-Politiker. Der Vorhabenträger müsse darüber transparent informieren, fordert der Bundestagsabgeordnete.

Die von den Freien Wählern vorgeschlagene HGÜ-Technik eigne sich nach Angaben des Liberalen in der Tat für Punkt-zu-Punkt-Übertragungen – jedoch erst bei langen Stromautobahnen über mehrere hundert Kilometer. Für die relativ kurze Strecke von Wahle nach Mecklar mit notwendigen Abzweigungen in das vermaschte Netz sei HGÜ auch technisch nicht erstrebenswert.

„In der Diskussion um Grenzwerte für die magnetische Flussdichte ist viel Panikmache im Spiel, ohne dass seriöse Studien zugrunde gelegt werden“, argumentiert Knopek. Dennoch sei es politisch gewollt, die Grenzwerte für elektromagnetische Felder den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen. Die Bundesimmissionsschutzverordnung werde derzeit entsprechend überarbeitet. Die Aufnahme von Grenzwerten für Trassen in der Hochspannungsgleichstromübertragung, die bisher gar nicht erfasst sind, wurde vom Kabinett bereits beschlossen. Zudem sei ein Vorsorge- und Grenzwertkonzept für den Niederspannungsbereich in Planung, das den Gesundheitsschutz noch stärker betont und einem beschleunigten Netzausbau nicht im Wege stehe.

2 Kommentare zu “Stromtrasse Wahle/Mecklar: Freie Wähler müssen Zahlen vorlegen”

  1. Maren Randriamanampisoa sagt:

    Sehr geehrter Herr Dr. Knopek,
    heute las ich im Gandersheimer Kreisblatt, dass Sie nach Berechnungen suchen, nach der die Stromübertragungsleitung Wahle-Mecklar in der bevorzugten HGÜ-Technik günstiger sein soll als eine Hochspannungsfreileitung. Hierzu gibt es eine interessante Berechnung der Fa.Infranetz AG (www.infranetz.de).
    Sie ist auch unter dem link http://www.energie-loesungen.de/energie-loesungen/magazine/article.php?artID=80&chID=1997 zu lesen.
    Ich frage mich immer noch, warum Politiker aller Parteien diese zukunftträchtige, für alle Beteiligten, für die Natur und den Menschen sinnvolle Technik ignorieren und verhindern! Siemens und ABB bauen diese Leitungen in anderen Ländern seit Jahrzehnten. Deutschland ist ein hochtechnisiertes Land, die Entwicklungen kommen aus Deutschland. Aber die Politiker wollen unsere Gesundheit gefährden und unsere schöne Landschaft mit einer Technik des letzten Jahrhunderts zerstören. Ohne Skrupel! Es ist beschämend! Es ist auch beschämend, der Bevölkerung vorzuhalten, die HGÜ-Technik sei zu teuer, während andererseits Milliarden Steuergelder “verbrannt” werden (siehe BER, Stuttgart 21 u.s.w.)!!! Es muß endlich Schluß sein mit dem Profitdenken, der Gier und der Sucht, sich ein Denkmal setzen zu müssen!!! Oder, wenn letzteres so wichtig ist, warum gibt es keine mutigen Politiker, die vorpreschen und sich das Pilotprojekt “Wahle-Mecklar in HGÜ” auf die Fahnen schreiben und für die Realisierung kämpfen? Diese Technologie hat Zukunft; wir haben Verantwortung auch für nachfolgende Generationen.
    Wir wohnen in dem schönen, beschaulichen, naturnahen Dörfchen Heckenbeck. Wir haben eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft. Unser Dorf wurde sogar ausgezeichnet bei dem Wettbewerb “Unser Dorf hat Zukunft”. Jetzt soll es mit einer Leitung in Steinzeittechnik und mit 80m hohen Masten umgeben werden? Das lassen wir nicht zu!! Die Volksseele kocht. Und das schon seit 2007!!! Lange vor der Energiewende. Da fragt man sich im Ernst, wer hier die Verhinderer sind. Hätte sich die Politik bei Zeiten gerührt und nicht verhindert, könnte die Leitung schon in der Erde liegen! Würden die Politiker mal von ihrer Wolke absteigen und zur Erde kommen, würden sie besser wahrnehmen können, was das Volk will. Die Zeit ist reif dafür; und nicht deshalb, weil eine Bundestagswahl vor der Tür steht.
    Zum Schluß noch ein Hinweis: die Politiker aller Parteien täten gut daran, sich im Wahlkampf nicht nur darauf zu konzentrieren, den Gegner schlecht zu machen, sondern selber mutig und mit innovativen Ideen, dem Bürgerwillen entsprechend, zu profilieren.
    Mit freundlichem Gruß
    Maren Randriamanampisoa

  2. Sehr geehrte Frau Randriamanampisoa,

    vielen Dank für Ihre Nachricht.

    In der Diskussion und den Trassenabschnitt im Göttinger Westen hatten die Freien Wähler Südniedersachsen behauptet, eine Verkabelung als Hochspannungsgleichstromübertragung wäre günstiger als in der Wechselstromvariante.

    Für kleinere Entfernungen mit Abzweigungen in das vermaschte Netz macht HGÜ jedoch technisch und finanziell heute noch keinen Sinn. Anders sieht es bei der Punkt-zu-Punkt-Übertragung über hunderte von Kilometern aus. Da stimme ich Ihnen zu: Hier sind HGÜ-Kabel durchaus angebracht.

    Das Gewichtsproblem von HGÜ-Kabeln beim Transport (es können auf deutschen Stra-ßen aufgrund des starken Kupfergehalts und den entsprechenden Auswirkungen auf das Gewicht nur rund 900 Meter Kabel auf einmal transportiert werden, wobei die Teilstücke durch Muffen verbunden werden) führt dazu, dass das etwa das Infranetz-System nur in schiffbaren Gewässern verlegt werden kann. Als Seekabel wird HGÜ daher schon lange eingesetzt. Wo sehen Sie eine Möglichkeit der Umsetzung für die Trasse vom niedersächsischen Wahle ins hessische Mecklar, wo das von Ihnen genannte Unternehmen doch lediglich eine Alternative „entlang schiffbarer Wasserstraßen und Küstenlinien“ anbietet?

    Eine Berechnung für die Trasse von Wahle nach Mecklar mit den spezifischen Gegebenheiten findet sich unter den von Ihnen abgegebenen Links nicht. Ich warne auch davor, die Zahlenbeispiele entsprechender Anbieter als reale Kosten zu begreifen und unreflektiert zu übernehmen.

    Ich verstehe es als politische Aufgabe, Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Um-weltverträglichkeit in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen. Dabei hoffe ich auf Ihre Unterstützung.

    Wahle/Mecklar wurde als Projekt nach dem Energieleitungsausbaugesetz von der Großen Koalition geplant. Bitte fallen Sie also nicht darauf herein, wenn Ihnen Sozialdemokraten heute von einem HGÜ-Erdkabel für diese Trasse vorschwärmen.

    Für die nächste Ausbaustufe, also Vorhaben nach dem Netzausbaubeschleunigungsge-setz, halte ich HGÜ aufgrund der technischen Anforderungen an diese Trassen, für die geeignete Technik.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Dr. Lutz Knopek
    Mitglied des Deutschen Bundestages

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